Samstag, 21. Februar 2009

Ein Akkordeon, so alt wie die Revolution

14.02.09, Treff 09:00 p.m. (ins Internet gestellt am 21.02.09, 15:38 p.m. / 21:38 Uhr)
Auf dem Weg von der Fiesta ins Hotel, den wir routiniert mit dem Bus bewältigten, da wir inzwischen über ausreichend Klimpergeld verfügen, hatten wir uns geeinigt, uns mit einer Buttel Rum, Cola und jeder bewaffnet mit dem Glas aus den Kühlschränken der Hotelzimmer zum Malecon aufzumachen, um den Samstagabend in Gesellschaft mit den Einwohnern Havannas zu erleben. Wir mußten eine ganze Weile laufen, um eine größere Lücke zwischen den gesellig beisammen sitzenden Familien und jungen Leuten zu finden, wo wir uns niederließen. Es war ein milder Abend, das Meer plätscherte ruhig dahin. Als wir uns die zweite Runde Cuba libre einschenkten, blieben zwei vorübergehende Musikanten der älteren Garde vor uns stehen, wurden von uns herzlich begrüßt und legten los, ihr Programm für Touristen mit Akkordeon und Gitarre und zwei kräftigen Stimmen darzubringen. "Guantanamera" – das kennt jeder Tourist, Text ist Glückssache, wir hatten die Strophen auch nicht drauf. Aber außer, daß wir den Refrain mitträllerten, erlaubte ich mir, die Strophen mit einer Begleitstimme zu ergänzen, was für erste Aufmerksamkeit bei unseren Musikern sorgte. Bei einem anschließenden flotten kubanischen Tanzrhythmus, irgend etwas rumbaartiges, hielt es uns tanzfreudige Katjas nicht mehr. Wir legten die flotteste Sohle auf's Straßenpflaster, die uns nach längerer Abstinenz möglich war. Die Musikanten hatten ihren Spaß, die Kubaner rundherum zeigten sich fröhlich überrascht und unsere Nichttänzer waren nicht untätig und schenkten zwei Gläser Cuba libre für die Künstler ein. Ein Glas wurde von diesen direkt weitergereicht an eine freundliche ältere Dame, die wir bisher gar nicht wahrgenommen hatten. Sie hatte sich in unsere unmittelbare Nähe gesetzt. Als Gage und Glas an sie weitergereicht wurden, war klar, sie ist die Kassencheffin der beiden Musiker. Was dem kleinen Umtrunk folgte, brauchten wir nicht mehr als Touriunterhaltung aufzufassen. Wer wir sind, wo wir herkommen, was wir hier machen, wurde schnell erklärt und es entspann sich ein Gespräch über das Akkordeon des einen der beiden Musiker, das so alt ist, wie die kubanische Revolution. Der Balg bestand fast nur aus Flickstellen. Dieses Akkordeon, Marke "Hohner" hatte seine beste Zeit schon erlebt.
Und dann passierte es. Viele gute Gründe paßten einfach zusammen. Der laue Abend, der Cuba libre, die Musik, die fröhliche Laune der Kubaner rundherum, in der wir schwelgten, sicher auch unser touristenuntypisches Verhalten, die Herzlichkeit unserer beiden Musikanten, die auch nicht mit Lob für die musikalische Unterstützung zu "Guantanamera" sparten - wir erklärten spontan, uns um ein neues Akkordeon kümmern zu wollen. Mit "Comandante Che Guevara" wurde die Sache abschließend besungen. Daraufhin gaben uns unsere Musiker die Karte ihrer Wirtin und wir wurden zum Essen eingeladen. Die Einladung wahrnehmen, könnte vielleicht noch klappen, bevor wir wieder abreisen müssen. Dann heißt es, ein Akkordeon besorgen und nach Kuba schaffen!
Es grüßt von der Feria Bigmama.

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