Samstag, 21. Februar 2009

"Cuánto cuesta?"

Havanna, den 20.02.09
Hallo meine Lieben,
es hat mich richtig niedergeschmettert, Halsschmerzen, Rotz, Fieber, Husten. Allerdings bin ich nicht allein damit. Gestern hatte ich meinen Tiefpunkt und bin nachmittags um 4 rum schon ins Hotel gefahren und hab mich ins Bett gelegt. Heute ist mir zwar schon besser, aber so richtig auf der Höhe bin ich nicht. Seit drei Tagen trinke ich zum Frühstück Kamillentee, "té de mansania". Vorgestern waren vier von uns, wir drei Katjas und Gunnar, mit den Cuba si - Leuten zu deren Soliprojekt ins Umland von Havanna gefahren. Es war sehr, sehr beeindruckend. Ich hoffe, die Fotos kann ich heute hochladen. Mehr darüber erzählen werde ich, wenn ich wieder zu Hause bin. Ich habe mich inzwischen abgefunden, daß mit Blog-Schreiben hier aus Zeitgründen nicht viel is. in einer viertel Stunde treffe ich mich schon wieder mit Katinka zur Abfahrt zur Feria aufs Forte la cabaña. Bis bald also. Bigmama. 12:20 p.m.

Havanna, 21.02.09, 10:35 a.m.
Wir drei Katjas haben Spätdienst ab 13 Uhr. Vorher wollen wir noch nach Mitbringseln schauen. Heute abend ist Fiesta in einem Ort außerhalb Havannas, zu der wir gemeinsam mit unseren Freunden von Cuba si eingeladen sind. Es wird wohl spät werden. Ich kränkele immer noch rum und kann nur hoffen, bis zum Abflug wieder fit zu sein.
Geld wird langsam knapp. Ich finde interessant, daß einige andere aus unserer Truppe nicht mit den Taxifahrern den Preis für eine Fahrt zur Feria runterhandeln auf die üblichen 3 Cuc (nach unserem Schlüsselerlebnis im La Republica hatte ich sehr schnell das Handeln drauf). So funktioniert Preise verderben. Der Fahrer sagt auf die Frage: "Cuánto cuesta?" - "Quadro!" - Fahrgäste, die nicht handeln, sich nicht trauen oder nicht wissen, was drei heißt, sagen "Si", steigen ein, und der Taxifahrer beginnt sich an 4 Cuc zu gewöhnen. Ich habe inzwischen mit den anderen Katjas schon zwei mal eine Taxe nicht genommen, weil der Fahrer 4 Cuc haben wollte. Da es aber genug Taxis gibt, haben wir jeweils kurz danach eine für 3 (tres) Cuc bekommen. Abends fahren wir von der Feria mit dem Bus zurück ins Hotel. Der kostet pro Person 0,40 Peso (40 centimos), da wir keine kleineren Pesomünzen als 1 Peso haben, fahren wir meist zu zweit für 1 Peso. Das ist viel sparsamer als mit dem Taxi zu fahren (na, das kann sich wohl jeder denken), 1 Cuc entsprechen 24 Peso (moneta national). Allerdings hatten wir auch mit dem Bus schon Pech. Als wir uns vorgestern umentschieden, statt mit der Taxe mit dem Bus (guagua) zur Feria zu fahren, hatte Katja schon das Taxigeld in der Hand, der Schaffner an der Einstiegstür sah die Cuc und wollte keinen Peso haben. Wir fuhren dann zu dritt für 1,25 cuc "guagua". Ich ärgerte mich sehr darüber, daß ich die Sache erst mitbekommen hatte, als es passiert war, und motzte ein bißchen mit den Katjas rum. - Das Währungsproblem ist eins für sich, es schafft natürlich eine geteilte Gesellschaft. Der Vergleich mit unserer DDR hinkt insofern, als hier so einige Dinge des täglichen Bedarfs nur für Cuc zu kriegen sind. So verwundert es doch nicht so sehr, daß alles hinter Cuc her ist.
So viel für jetzt. Hasta luego. Bigmama. 11:12 a.m.

Alles könnte jeden Tag passieren

Havanna, 17.02.09, 10:10 a.m. (ins Internet gestellt am 21.02.09, 03:56 p.m. / 21:56 Uhr)
Meine Lieben,
ich beginne diesen Text noch im Hotel, wer weiß, was nachher wieder ganz anders ist als geplant. Um 10:30 a.m. treffe ich mich mit Katinka in der Lobby zur Abfahrt zur Feria. Wir beginnen unsere Nachmittagsschicht heute zwei Stunden früher, weil die anderen verschiedene Verabredungen und Veranstaltungen wahrnehmen. Wir erhoffen uns für längere Zeit ungestörten Zugang zum Internet. Und da heute Dienstag ist, wird sich der Ansturm auch in Grenzen halten. Am Wochenende war auf der Feria halb Havanna und Umgebung unterwegs, wir waren an beiden Tagen meisst belagert von Familien, Schulklassen, Studenten mit ihren Lehrern. Und am Sonnabend war ja auch noch Valentinstag, der hier eine wichtige Rolle spielt. Unsere beiden Helfer, Irazema und Josmany, sind ganz zauberhaft und schon ganz und gar in unsere Standbetreuung integriert. Mein Spanisch wird übrigens täglich besser. Der kleine Sprachführer leistet mir hervorragende Dienste. Da ich leider zu selten Zeit hatte zum Schreiben, weiß ich jetzt schon gar nicht mehr, an welchem Tag was passiert war. Ich werde also meine Erlebnisse jetzt weiter so aufschreiben, wie ich sie mir wieder einfallen, und die Zeit eben vernachlässigen. Alles hätte jeden Tag passieren können. Die Geschichte mit den beiden Musikern steht übrigens überarbeitet (Schachtelsätze zerhackt) im jW-Blog.
Liebe Grüße aus Havanna. Bigmama.

Ein Akkordeon, so alt wie die Revolution

14.02.09, Treff 09:00 p.m. (ins Internet gestellt am 21.02.09, 15:38 p.m. / 21:38 Uhr)
Auf dem Weg von der Fiesta ins Hotel, den wir routiniert mit dem Bus bewältigten, da wir inzwischen über ausreichend Klimpergeld verfügen, hatten wir uns geeinigt, uns mit einer Buttel Rum, Cola und jeder bewaffnet mit dem Glas aus den Kühlschränken der Hotelzimmer zum Malecon aufzumachen, um den Samstagabend in Gesellschaft mit den Einwohnern Havannas zu erleben. Wir mußten eine ganze Weile laufen, um eine größere Lücke zwischen den gesellig beisammen sitzenden Familien und jungen Leuten zu finden, wo wir uns niederließen. Es war ein milder Abend, das Meer plätscherte ruhig dahin. Als wir uns die zweite Runde Cuba libre einschenkten, blieben zwei vorübergehende Musikanten der älteren Garde vor uns stehen, wurden von uns herzlich begrüßt und legten los, ihr Programm für Touristen mit Akkordeon und Gitarre und zwei kräftigen Stimmen darzubringen. "Guantanamera" – das kennt jeder Tourist, Text ist Glückssache, wir hatten die Strophen auch nicht drauf. Aber außer, daß wir den Refrain mitträllerten, erlaubte ich mir, die Strophen mit einer Begleitstimme zu ergänzen, was für erste Aufmerksamkeit bei unseren Musikern sorgte. Bei einem anschließenden flotten kubanischen Tanzrhythmus, irgend etwas rumbaartiges, hielt es uns tanzfreudige Katjas nicht mehr. Wir legten die flotteste Sohle auf's Straßenpflaster, die uns nach längerer Abstinenz möglich war. Die Musikanten hatten ihren Spaß, die Kubaner rundherum zeigten sich fröhlich überrascht und unsere Nichttänzer waren nicht untätig und schenkten zwei Gläser Cuba libre für die Künstler ein. Ein Glas wurde von diesen direkt weitergereicht an eine freundliche ältere Dame, die wir bisher gar nicht wahrgenommen hatten. Sie hatte sich in unsere unmittelbare Nähe gesetzt. Als Gage und Glas an sie weitergereicht wurden, war klar, sie ist die Kassencheffin der beiden Musiker. Was dem kleinen Umtrunk folgte, brauchten wir nicht mehr als Touriunterhaltung aufzufassen. Wer wir sind, wo wir herkommen, was wir hier machen, wurde schnell erklärt und es entspann sich ein Gespräch über das Akkordeon des einen der beiden Musiker, das so alt ist, wie die kubanische Revolution. Der Balg bestand fast nur aus Flickstellen. Dieses Akkordeon, Marke "Hohner" hatte seine beste Zeit schon erlebt.
Und dann passierte es. Viele gute Gründe paßten einfach zusammen. Der laue Abend, der Cuba libre, die Musik, die fröhliche Laune der Kubaner rundherum, in der wir schwelgten, sicher auch unser touristenuntypisches Verhalten, die Herzlichkeit unserer beiden Musikanten, die auch nicht mit Lob für die musikalische Unterstützung zu "Guantanamera" sparten - wir erklärten spontan, uns um ein neues Akkordeon kümmern zu wollen. Mit "Comandante Che Guevara" wurde die Sache abschließend besungen. Daraufhin gaben uns unsere Musiker die Karte ihrer Wirtin und wir wurden zum Essen eingeladen. Die Einladung wahrnehmen, könnte vielleicht noch klappen, bevor wir wieder abreisen müssen. Dann heißt es, ein Akkordeon besorgen und nach Kuba schaffen!
Es grüßt von der Feria Bigmama.

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